Was ist eine bipolare Störung?!
Eine bipolare Störung, früher oder umgangssprachlich auch manisch-depressive Erkrankung genannt, ist eine psychische Erkrankung, die durch Episoden von starken Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist. Menschen mit bipolarer Störung erleben einerseits Phasen von Manie (bipolar 1) oder Hypomanie (bipolar 2). Typische Symptome dafür sind:
- übermäßiges Selbstvertrauen
- erhöhter Energielevel
- verminderter Schlafbedarf
- impulsives Verhalten
- promiskuitives Verhalten
- und gesteigerter Redefluss
- Sprunghaftigkeit
- viele Ideen
- übertriebene Ausgelassenheit und Euphorie
- Logorrhoe – krankhafte Geschwätzigkeit
- Distanzlosigkeit
- psychotische Zustände (Realitätsfremdheit)
(Hypo)Manien können auch mit leicht psychotischen Phasen verlaufen oder auch in einer ausgeprägten Psychose enden.
Die beschriebenen Phasen der (Hypo)Manie wechseln mit Perioden von Depressionen ab. In denen können sich Betroffene u.A. so fühlen:
- niedergeschlagen
- traurig
- hoffnungslos
- erschöpft
- antriebslos
- lebensmüde
- isoliert und einsam
Bipolare Störungen können schwerwiegende Auswirkungen auf das tägliche Leben haben, aber eine frühzeitige Diagnose und Behandlung kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und ein stabileres Leben zu führen. Heilbar sind bipolare Störungen aber nicht.
Warum gibt es bipolare Störungen?!
Die genauen Ursachen der bipolaren Störung sind noch nicht vollständig erforscht, aber es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und Umweltfaktoren dazu beitragen kann.
Genetik: Es gibt starke Hinweise darauf, dass die bipolare Störung eine genetische Komponente hat, da sie in einigen Familien gehäuft auftritt. Studien haben gezeigt, dass Veränderungen in bestimmten Genen, die mit der Funktion von Neurotransmittern im Gehirn zusammenhängen, mit einem erhöhten Risiko für eine bipolare Störung verbunden sein können. Die Vererbbarkeit ist eine der höchsten unter den psychischen Erkrankungen.
Biologie: Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Menschen mit bipolarer Störung bestimmte Bereiche des Gehirns anders funktionieren als bei Menschen ohne dieser Erkrankung. Insbesondere scheint das Gleichgewicht zwischen Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin gestört zu sein, was zu (Hypo)Manien und Depression führen kann.
Umweltfaktoren: Stress, traumatische Ereignisse, Schlafstörungen und der Missbrauch von Drogen oder Alkohol können auch dazu beitragen, dass eine bipolare Störung ausgelöst wird oder sich verschlimmert.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Ursachen der bipolaren Störung komplex und multifaktoriell sind, und es nicht nur eine einzelne Ursache gibt. Mehr Forschung ist notwendig, um ein besseres Verständnis der Ursachen zu erhalten und bessere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Statistiken
- Die bipolare Störung betrifft weltweit etwa 1-3% der Bevölkerung.
- Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
- Das Durchschnittsalter für das Auftreten der bipolaren Störung liegt zwischen 18 und 25 Jahren.
- Etwa 50% der Menschen mit bipolarer Störung haben eine Familienanamnese von Stimmungsstörungen.
- Etwa 15-20% der Menschen mit bipolarer Störung begehen Suizid, was das Risiko um das 20- bis 30-fache im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht.
- Ungefähr 75% der Menschen mit bipolarer Störung erhalten mindestens eine falsche Diagnose oder warten durchschnittlich 6-10 Jahre auf die richtige Diagnose.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Statistiken auf Studien und Daten aus verschiedenen Ländern und Quellen basieren und je nach Region und Population variieren können.
Österreich
Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums in Österreich gibt es etwa 200.000 Menschen mit bipolarer Störung im Land. Diese Zahl basiert auf epidemiologischen Studien und Schätzungen, da keine landesweiten Daten zu bipolarer Störung vorliegen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies nur eine Schätzung ist und dass die tatsächliche Anzahl von Menschen mit bipolarer Störung in Österreich aufgrund von unerkannten oder unzureichend dokumentierten Fällen oder Fehldiagnosen möglicherweise höher ist.
Deutschland
Laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland gibt es etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen mit bipolarer Störung im Land. Diese Schätzung basiert auf Studien und statistischen Modellierungen, da keine landesweiten Daten zu bipolarer Störung vorliegen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies auch hier nur eine Schätzung ist und dass die tatsächliche Anzahl von Menschen mit bipolarer Störung in Deutschland aufgrund von unerkannten oder unzureichend dokumentierten Fällen oder Fehldiagnosen möglicherweise höher ist.
Lithium
Lithium ist ein Medikament, das zur Behandlung von bipolarer Störung eingesetzt wird, um Stimmungsschwankungen zu stabilisieren. Es wird angenommen, dass Lithium auf das Gehirn wirkt, indem es den Serotoninspiegel erhöht und die Aktivität von Neurotransmittern wie Noradrenalin und Dopamin verändert.
Therapie mit anderen Psychopharmaka und Lithium können zusammen eingesetzt werden, um die Symptome der bipolaren Störung besser zu kontrollieren. In der Regel wird eine Kombination von Medikamenten und anderen Therapieformen wie Psychotherapie (Gesprächstherapie), Ergotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie oder alternative Behandlungsmethoden empfholen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirkung von Lithium auf jeden Menschen unterschiedlich sein kann, und dass eine enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Psychiater:innen notwendig ist, um die Behandlung individuell anzupassen und zu optimieren.
Der Lithium-Spiegel hat ein knappes therapeutisches Fenster von (je nach Messung) 0,7 – 1,2 mmol/l
Wenn der Spiegel zu niedrig ist, erfüllt das Medikament nicht seinen Hauptzweck, nämlich eine Manie abzuwenden. Ist er aber zu hoch kann das für den Körper toxisch sein. Ein interessanter Aspekt ist auch, dass Lithium eine anti-suizidale Wirkung hat.
Wie wirkt Lithium auf die Schilddrüse
Lithium kann Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion haben, da es die Schilddrüsenhormonproduktion und -ausschüttung beeinflussen kann. In einigen Fällen kann Lithium dazu führen, dass die Schilddrüse weniger Hormone produziert, was zu einer Unterfunktion oder Hypothyreose führen kann.
Dies kann zu Symptomen wie
- Müdigkeit
- Gewichtszunahme
- Kälteempfindlichkeit
- trockener Haut
- und Verstopfung führen.
Es ist wichtig, dass Menschen, die Lithium einnehmen, regelmäßig ihre Schilddrüsenfunktion kontrollieren, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Anpassungen an der Behandlung vorzunehmen.
In einigen Fällen kann eine Ergänzungstherapie mit Schilddrüsenhormonen erforderlich sein, um die Hormonproduktion wieder auszugleichen. Eine engmaschige Überwachung durch einen Psychiater:in, Radiolog:innen oder Endokrinolog:innen ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Schilddrüsenfunktion normal bleibt und mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen im Zusammenhang mit Lithium minimiert werden können.
Zusammenhang zwischen Lithium Spiegel und TSH Wert
Es besteht ein bekannter Zusammenhang zwischen Lithium-Spiegel und TSH-Wert. TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) ist ein Hormon, das von der Hirnanhangsdrüse produziert wird und die Schilddrüse dazu anregt, Schilddrüsenhormone zu produzieren. Wenn die Schilddrüsenhormonproduktion beeinträchtigt ist, erhöht sich normalerweise der TSH-Spiegel, um den Körper dazu zu bringen, mehr Hormone zu produzieren.
Lithium kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen und den TSH-Spiegel erhöhen, indem es die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen unterdrückt. Je höher der Lithiumspiegel ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der TSH-Spiegel erhöht wird.
In der Regel wird empfohlen, den TSH-Spiegel mindestens alle sechs Monate zu überwachen, um Veränderungen zu erkennen und gegebenenfalls die Behandlung anzupassen.